Auf einem Werktisch im Werkraum der Nelson-Mandela-Schule stehen eine alte Kabeltrommel und ein defekter Wasserkocher. Fünfzehn Schüler*innen stehen etwas aufgeregt drumherum und begutachten die beiden Geräte. „Wir eröffnen hier und heute die Let´s MINT Reparierwerkstatt,“ erklärt Sandra Matzelle, Schulleiterin der Rheiner Sekundarschule. „Diese Werkstatt passt genau in das Schulprofil der Nelson-Mandela-Schule. Durch die Kooperation mit der Unternehmerinitiative Let´s MINT haben wir für unsere Schüler*innen einen weiteren Baustein zur individuellen Förderung hinzugefügt. Unser Leitbild fordert uns täglich darin, Kinder in ihren Begabungen und in ihrer Heterogenität nicht nur wahrzunehmen, sondern wertzuschätzen. Dabei stellen wir uns vielen unterschiedlichen Herausforderungen, die die pädagogischen Mitarbeiter einer Schule nicht allein lösen können. Wir verstehen uns als eine Schule der Zukunft, die durch das Öffnen nach Außen und durch das Zusammenwirken unterschiedlicher Expertisen ihren Schüler*innen hilft, ihre Potentiale zu entfalten und sich den gesellschaftlichen Herausforderungen zu stellen. Dabei steht das individuelle Lernen nicht im Vordergrund, auch wenn die Selbstwirksamkeit sehr hoch ist: „Ich kann etwas, das nicht mehr funktioniert, reparieren“. Es geht vielmehr um soziales Lernen, um die Bereitschaft „Verantwortung für die schonende Nutzung von Ressourcen“ anzunehmen und zu wissen, dass man diese Aufgabe als Gemeinschaft bewältigen kann. Damit passt die „Let´s MINT-Werkstatt“ wunderbar zu unserer Schule, die „Verantwortung“ in das Schulleben im Rahmen verschiedener Bausteine bereits eingebaut hat. Den Kooperationsvertrag zu unterzeichnen ist daher mehr als eine Willenserklärung zweier Partner – es ist für uns ein wichtiger Schritt in Richtung „Gute Gesunde Schule für Alle“! Sie unterzeichnet den Vertrag und reicht ihn an den ersten Vorsitzenden des Vereins und Geschäftsführer von NFT automates GmbH in Ibbenbüren, Frank Haacks, weiter. „Als erster Vorsitzender von Let’s MINT bin ich immer wieder begeistert, welche Motivation und Begeisterung bei jungen Frauen und Männern zu erleben ist. Im Namen des Vereins danke ich der Schule, den Lehrkräften, den Reparierexperten, dem Unternehmen Clemens Lammers GmbH & Co. KG und den begeisterten jungen Menschen und freue mich auf die Zusammenarbeit“! Und besiegelt den Vertrag mit seiner Unterschrift.
Die Reparierwerkstatt ist ein bereits bewährtes Konzept des gemeinnützigen Vereins Let´s MINT und ging 2016 – gefördert von Mitteln der Deutschen Bundesstiftung Umwelt mit Sitz in Osnabrück – an einer Glandorfer und Bad Laerer Oberschule (beides Landkreis Osnabrück) sowie der Gesamtschule Ibbenbüren an den Start. Der Verein wurde 2011 von engagierten Unternehmen aus dem Osnabrücker Land, Ibbenbüren und Rheine gegründet und hat seitdem mit seinen Aktivitäten mehrere hundert Jugendliche für Technik und technisch-gewerbliche Berufe begeistert. Die Werkstatt an der Nelson-Mandela-Schule ist nun die vierte ihrer Art. Schüler*innen der Jahrgangsstufe 8 werden unter Anleitung von Let´s MINT Reparierexperten wöchentlich alles reparieren, was zum Wegwerfen zu schade ist. Kostenlos, bis auf besondere Ersatzteile. Die Reparierexperten Christoph Bäthker und Thomas Mientus freuen sich schon auf das gemeinsame Tüfteln. „Als Jugendlicher habe ich mich bereits sehr für Technik begeistert und deshalb auch für eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker entschieden. Anschließend studierte ich Elektrotechnik und war anschließend als Diplom Ingenieur für Elektrotechnik in der IT des Telekom Konzerns tätig. Als ich von dem Let’s MINT-Verein auf das Projekt an der NMS angesprochen wurde und ich aufgrund meiner Altersteilzeit inzwischen den zeitlichen Freiraum habe, musste ich über die Unterstützung in diesem Projekt nicht lange nachdenken. Die Werkstatt gibt uns die Möglichkeit, Reparierwissen zu bewahren, Technikverständnis zu entwickeln und gleichzeitig Problemlösungskompetenzen bei den Jugendlichen zur fördern. Die abgeschlossene Projektwoche hat bereits gezeigt, wie schnell beim Erforschen des Innenlebens elektronsicher Geräte der Funken für die Begeisterung von Technik bei Mädchen und Jungen gleichermaßen zündet.“, so Christoph Bäthker. Sein Kollege Thomas Mientus ergänzt: „Schon in früher Kindheit habe ich bei meinem Vater, der als Elektriker bei der Fa. Lammers Elektromaschinenbau in Rheine tätig war, erfahren, was Nachhaltigkeit bedeutet: er hat alles an elektrischen Geräten repariert, was es zu reparieren gab. Dadurch wurde auch mein Interesse an der Elektrik und später an der Elektronik geweckt; er hat mich angelernt und ich bin quasi ‚mit dem Lötkolben großgeworden‘. Durch die mir angebotene Mitarbeit im
Let´s MINT-Projekt hoffe ich, meine Vorerfahrungen an die Schüler weitergeben zu können. Vielleicht wird der eine oder andere dadurch inspiriert und findet sich später in einem technischen Beruf wieder.“ Pädagogisch begleitet wird die Reparierwerkstatt von Torsten Hinz, Techniklehrer an der Nelson-Mandela-Schule. „Die Let´s MINT Reparierwerkstatt ist vor allem für die technikinteressierten Schüler*innen eine hervorragende Möglichkeit, an Alltagsgeräten technische Kenntnisse und handwerkliches Geschick zu vertiefen und gleichzeitig einen sinnvollen Beitrag zu Nachhaltigkeit zu leisten.“
Durch die finanzielle, personelle und organisatorische Unterstützung des Vereinsmitglieds Clemens Lammers GmbH & Co, KG aus Rheine kann die Werkstatt mit allem Notwendigen wie Schränke, Werkstattwagen, Werkzeug, Materialien, Sicherheitskleidung etc. bestens ausgestattet werden. Lammers-Geschäftsführer (Technischer Bereich) Martin Mientus und Personalreferentin Lisa Fier stehen voll hinter dem Werkstatt-Konzept: „Die Reparierwerkstatt bietet die Chance, das technische Interesse bei den Schüler*innen zu wecken – mehr praktische Berufsorientierung geht kaum! Wir danken dem Verein Let’s MINT für die tolle Zusammenarbeit und freuen uns, dass wir unsere Schulkooperation mit der Nelson-Mandela-Schule durch die Reparierwerkstatt in besonderem Maße intensivieren können. Mit der Reparierwerkstatt wird ein wichtiger Beitrag für die Nachhaltigkeit geleistet. Dieses bedeutende Thema wird den Jugendlichen durch das Projekt direkt nähergebracht – Reparieren statt wegschmeißen!“
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